Seit jeher strahlt Roulette eine große Faszination auf viele Menschen aus. Die zahlreichen Mythen und Geheimnisse, die sich um dieses Glücksspiel ranken, tun ihr Übriges dazu. So fängt das Geheimnisvolle schon bei der vermeintlichen Herkunft des Spiels an. Denn die eigentlichen Ursprünge des Roulettes vermutet man im religiösen Bereich bei Priestern aus Vorderasien. Das Glücksspiel soll schon Jahrhunderte vor seiner Professionalisierung in einer rudimentären Form gespielt worden sein. Der Geburtsort des modernen Roulettes ist das Italien des 17. Jahrhunderts, wo es sich zu der Form entwickelte, wie man sie heute kennt. Doch erst ein Jahrhundert später wurde es in Frankreich populär, von wo aus sich das Spiel über ganz Europa verbreitete. Das ist auch der Grund, weshalb viele Begriffe des Spiels aus dem Französischen stammen. So auch der Name selbst: Roulette bedeutet etwa so viel wie „kleines Rad“ oder „Rädchen“. Fälschlicherweise wurde jahrelang und wird auch heute noch der französische Mathematiker Blaise Pascal als Erfinder des modernen Roulettespiels vermutet. Pascal war ein Pionier der Wahrscheinlichkeitsrechnung – seine Schriften handelten allerdings nicht vom Roulettespiel, denn in Frankreich wird auch die von ihm erforschte Theorie der Zykloide „Roulette“ genannt.
Von Frankreich aus in die ganze Welt
Von Beginn an war Roulette in Frankreich ein großer Erfolg, so groß, dass die Staatsführung es aufgrund seiner befürchteten negativen Auswirkungen auf die Bevölkerung verbieten ließ. Trotz des Verbots von Ludwig XV. kurz nach seiner Einführung, wurde es weiterhin in Frankreich gespielt. Gleich nach seiner Machtübernahme erlaubte es Napoleon Bonaparte wieder offiziell – jedoch nur in den Spielhäusern des Pariser Palais Royal. Von diesem Zeitpunkt an trat das Spiel seinen Siegeszug auf dem Kontinent an. In Deutschland wurde es zuerst in den Spielbanken in Baden-Baden, Bad Homburg und Wiesbaden eingeführt und war von Beginn an ein großer Publikumsmagnet. Nach der Reichsgründung mussten 1872 alle deutschen Spielbanken schließen und wurden erst 1933 im Nationalsozialismus wiedereröffnet. Das Glücksspielverbot im 19. Jahrhundert in Deutschland und Frankreich verschaffte Monte Carlo einen enormen Aufschwung – vor allem wegen des beliebtesten Glücksspiels: Roulette. Von Monte Carlo über Macau bis Las Vegas zählt Roulette auch heute noch zu den bekanntesten und beliebtesten Glücksspielen weltweit.
Die Regeln – einfach zu verstehen und auf der ganzen Welt gleich
Auch wenn die Spielfläche und die Auszahlungsquoten auf den ersten Blick kompliziert scheinen, so sind die Regeln des Roulettes doch im Prinzip sehr einfach. Ein weiterer Vorteil der Roulette-Regeln: Sie sind überall auf der Welt nahezu gleich. Nur in kleinen Details unterscheiden sie sich: Im Wesentlichen durch die manchmal zusätzliche Existenz einer Doppelnull beziehungsweise überhaupt in den Auswirkungen, die der Fall der Null – auch Zero genannt – auf Einfache Chancen, Dutzende und Kolonnen hat. Auf dem Spielfeld – dem Tableau – sind die Zahlen von 0 bis 36 verzeichnet. Bevor das Spiel kommerziell betrieben wurde, hatte Roulette keine Null. Erst als Roulette in Casinos eingeführt wurde, kam die Null hinzu, damit ein Hausvorteil entstand, der es erlaubte, mit dem Spiel etwas zu verdienen. Das originale Casino-Roulette hatte ursprünglich neben der Zero sogar eine Doppelnull – wie es heute hauptsächlich die amerikanische Variante besitzt. Um sich von anderen Casinos abzuheben und viele neue Gäste anzulocken, wurde mit der Zeit bei vielen Roulettekesseln die Doppelnull wieder gestrichen. Schließlich mussten dies nach und nach europaweit alle Casinos übernehmen, um keinen Wettbewerbsnachteil gegenüber ihrer Konkurrenz zu haben. Aufgrund seiner stets gleichen und vergleichsweise hohen Gewinnwahrscheinlichkeiten, der schwierigen Manipulierbarkeit des Spiels, aber auch der einfachen und weltweit gleichen Spielregeln, gilt Roulette als fairstes Glücksspiel überhaupt. Dies bestätigte auch Stiftung Warentest in einer Untersuchung in den 1980er-Jahren.
Rien ne va plus
Das stilvolle Ambiente, das durch den Look des Spiels und das Outfit der Mitarbeitenden und Gäste entsteht, wird durch die Ansagen der Croupiers komplettiert. In vielen Spielbanken waren und sind diese – auch außerhalb des Landes, aus dem das Spiel seinen Siegeszug antrat – auf Französisch. „Faites vos jeux“ – auf Deutsch „Machen Sie Ihr Spiel“ – wird zu Beginn jedes Spiels gesagt und weist die Gäste darauf hin, ihre Jetons auf dem Feld zu platzieren. Die Ansage „Rien ne va plus“ – übersetzt „Nichts geht mehr“ – gibt an, dass nicht mehr gesetzt werden darf. Auch die gefallene Zahl und ihre Farbe wurden in Europa seit jeher auf Französisch angesagt. Mittlerweile ist es jedoch normal, dass die Ansagen der Croupiers in der jeweiligen Landessprache gemacht werden. So heißt es in deutschen Spielbanken „Bitte das Spiel zu machen“ oder „Nichts geht mehr“ während es in amerikanischen Casinos „Make your bets“ oder „No more bets“ heißt.
Elfenbein und Ebenholz
Ein Roulettetisch strahlt allein aufgrund seiner Optik für viele Menschen eine große Faszination aus. Der edel anmutende Roulettekessel besteht aus 36 abwechselnd roten und schwarzen Zahlenfeldern sowie einem grün gekennzeichneten Null-Feld. Früher wurde der Kessel aus Ebenholz hergestellt, heute oftmals aus Kunststoff. Doch der edle Look des Spielgeräts ist geblieben. Die Roulettekugel wurde früher aus Elfenbein gefertigt, heutzutage besteht sie aus Kunststoff, Kunstharz oder selten auch aus Keramik. Die Spieltische kommen von Spezialfirmen oder sind Einzelanfertigungen, die nach den Bedürfnissen des jeweiligen Casinos gestaltet werden. Das auf ihnen befindliche Tableau war früher aus Filz und ist heute meist aus bedrucktem Stoff. Die klassische Farbe des Spielfeldes war grün – mittlerweile sind die Farben jedoch vielfältig und unterscheiden sich von Casino zu Casino. Zur Ausstattung der Croupiers gehörte auch unbedingt das Rateau, mit dem die gewonnene Zahl markiert wird, die verlorenen Jetons vom Spielfeld geräumt werden oder Einsätze nach einem präzisen Wurf kunstvoll gestoppt und platziert werden. Allerdings wird dieser „Rechen“ nur beim Französischen Roulette eingesetzt, bei den anderen Varianten kommen allein die Hände der Croupiers zum Einsatz – sowohl für das Abräumen der Jetons, als auch für die Auszahlung. Hier dient jedoch der „Dolly“ – ein an eine übergroße Spielfigur erinnernder Kegel – als Hilfsmittel, um das jeweilige Gewinnfeld zu markieren. Seit dem 18. Jahrhundert hat sich trotzdem im Großen und Ganzen optisch zwar nicht viel beim Roulettespiel verändert, doch der Fortschritt geht auch an diesem beliebten Glücksspiel nicht vorbei. Mittlerweile gibt es vollautomatische Roulettekessel sowie Roulette-Automaten, an denen wahlweise auf Zahlen des integrierten Kessels oder des online übertragenen Livespiels gesetzt werden kann. In den letzten Jahren verbreitete sich der Glücksspielklassiker auch im Online-Casino-Bereich. Allerdings verliert er dort – mit dem fehlenden Ambiente und meist ohne Croupiers – zwangsweise viel von seinem legendären Flair.
Kleiner Trick – große Wirkung
Die nicht-genormten Roulettekessel der Anfangsjahre machten es Spielern früher einfach, allein durch langfristiges Beobachten, Unregelmäßigkeiten am Spielgerät zu erkennen und auszunutzen. Joseph Jagger ist bekannt als der Mann, der die Spielbank von Monte Carlo sprengte. Er ist vermutlich der erste berühmte Roulettespieler. Mit der Hilfe von „Komplizen“ beobachtete er, dass in einzelnen Roulettekesseln einige Zahlenfelder statistisch deutlich häufiger fielen – vermutlich aufgrund der damaligen ungenauen Bauweise des Spielgeräts. Mit der Erkenntnis, dass gewisse Zahlen häufiger fallen als andere, konnte er im Jahr 1873 über 65.000 Pfund erspielen – über drei Millionen Pfund nach heutigem Wert. Achtzehn Jahre später gewann der Kleinkriminelle Charles Wells über eine Million Franc. Vermutet wurde, dass er die gleiche Strategie wie Jagger anwendete. Sein Erfolg basierte aber wohl auf einer ganz anderen Herangehensweise: Wells wendete ein sehr aggressiv gespieltes Martingale-System an und hatte einfach sehr viel Glück. Seitdem die Roulettekessel genormt und regelmäßig geprüft werden, versuchten Kriminelle mit nachträglicher Manipulation, Unregelmäßigkeiten entstehen zu lassen. Beispielsweise wurden unbemerkt stoßabfangende und farbgleiche Kunststoffplättchen in die Felder gelegt. Heutzutage ist es jedoch ausgeschlossen, derart zu „tricksen“. Die Croupiers am Tisch, weitere Aufsichtspersonen und ausgeklügelte Kamerasysteme machen es unmöglich, den Roulettekessel unbemerkt zu manipulieren.
Auf der Suche nach der Glücksstrategie
Aufgrund des Bankvorteils von 2,7 Prozent, bei der amerikanischen Variante mit der zusätzlichen Doppelnull sogar fast von doppelter Höhe, verliert man langfristig, wenn man dauerhaft Roulette spielt. Man sollte daher nur Geld setzen, auf das man im Zweifelsfall auch verzichten kann. Doch wie bei allen Glücksspielen, versuchen auch hier findige Spieler, Tricks und Strategien zu finden, um das Glück zu überlisten. Eine vermeintlich sichere Strategie scheint die Verdopplungsstrategie, die sogenannte Martingale zu sein. Hier wird auf die einfachen Chancen gesetzt. Sollte man verlieren, wird der gesetzte Betrag bei der nächsten Runde einfach immer wieder verdoppelt, bis man gewinnt. Diese Strategie scheitert jedoch allein an den Tischlimits oder den eigenen finanziellen Ressourcen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass eine einfache Chance mehrfache Runden nicht gewinnt. Diese Verdopplungsstrategie wurde vor allem durch Casanova berühmt, weshalb sie auch Martingale de Casanova genannt wird. Allerdings setzte er sie beim Kartenspiel ein, denn Roulette steckte zu seinen Lebzeiten noch in den Kinderschuhen und wurde in den Casinos nicht angeboten. Doch auch diese Strategie brachte dem Namensgeber kein Glück – der wohl bekannteste Liebhaber der Geschichte verspielte nicht nur sein Vermögen, sondern auch das vieler seiner Geliebten.
Ein filmreifes Spiel
Die Faszination des Roulettes spielt auch in der Filmwelt oft eine wichtige Rolle. Beim Höhepunkt von Tom Tykwers „Lola rennt“ verhilft das Glücksspiel der Hauptdarstellerin zu einem Gewinn für eine voraussichtlich rosige Zukunft. Doch das Glück, zweimal hintereinander auf ein und dieselbe Zahl zu setzen und zu gewinnen ist – wie vieles im Film – extrem unwahrscheinlich. Zudem stimmt der von Lola gewonnene Betrag nicht ansatzweise mit den üblichen Auszahlungsquoten des Roulettes überein. Auch in einer wichtigen Szene des Klassikers „Casablanca“ entscheidet das scheinbar manipulierte Spielgerät über das Schicksal eines jungen Pärchens, das fliehen muss. Hauptcharakter Rick gibt seinem Mitarbeiter die Anweisung, den Flüchtenden beim Gewinnen zu helfen. Diese Szene machte vor allem in Amerika das Roulettespiel bekannt. Und nicht zuletzt wäre der Protagonist der James-Bond-Filmreihe wohl ohne die Szenen, in denen der weltbekannte Geheimagent im Casino am Spieltisch das Geld seines Arbeitgebers setzt, nicht mehr der Bond, den man kennt und liebt. Sehr filmreif ist auch ein teuflisches Detail, das im Roulettespiel selbst steckt: Die Gesamtsumme aller Zahlen auf dem Tableau ergibt 666. In den USA wird Roulette daher auch „The Devil‘s Game“ genannt.
Ein Stern am Glücksspielhimmel
Auch bei den Stars und Sternchen war und ist der Spielklassiker beliebt. Fjodor Michailowitsch Dostojewskis Leidenschaft für Roulette ließ den ohnehin finanziell klammen Schriftsteller noch mehr am Rande des Ruins leben. Seine Erfahrungen thematisiert er in seinem Roman „Der Spieler“. E.T.A. Hoffmann soll auch das ein oder andere Mal sein Glück am Roulettetisch probiert haben. Teufelsgeiger Niccolò Paganini hat sich für das Glücksspiel im Allgemeinen und Roulette im Speziellen so begeistert, dass er sogar eigene Casinos eröffnete – diese Geschäftsidee war jedoch nicht so von Erfolg gekrönt wie seine Arbeit auf der Bühne. Auch Buchautor Ian Fleming machte es seinem Romanhelden gleich und besuchte regelmäßig die großen Casinos der Welt, in denen er vornehmlich Roulette spielte. Doch auch heute noch erfreut sich das Spiel mit der Kugel großer Beliebtheit bei den VIPs dieser Welt. Sänger und One Direction-Mitglied Harry Styles setzt seine Gage des Öfteren am Roulettetisch. Natürlich setzen nicht nur Berühmtheiten Haus und Hof beim Roulette aufs Spiel. Auch der Engländer Ashley Revell wollte bei dem Glücksspiel sein Schicksal bestimmen lassen. Im Jahre 2004 verkaufte der Londoner Haus, Auto und alles, was er besaß. Er fuhr nach Las Vegas und setzte die gesamten 135.300 Dollar beim Roulette auf Rot – und gewann.
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